Hans-Joachim Höhn
»Wir haben eine Fernbeziehung zu Gott«
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Publik-Forum: Herr Höhn, der Tod Ihres Vaters war für Sie als Theologe ein Einschnitt. Können Sie uns darüber etwas erzählen?
Hans-Joachim Höhn: In meiner Examenswoche bin ich zweimal geprüft worden. Das erste Mal im großen mündlichen Schlussexamen, da war ein Schwerpunkt das Verhältnis von Glauben und Moderne. Ich hatte Rudolf Bultmanns These verinnerlicht, dass man in der Moderne kaum mehr auf mythologische Glaubensvorstellungen zurückgreifen kann: Wer das elektrische Licht anknipst, dem wird der Wunderglaube nicht mehr zur Verfügung stehen. Einen Tag nach dem Examen komme ich nach Hause und mir wird an der Türschwelle mitgeteilt, dass mein Vater an Krebs erkrankt ist, der so weit fortgeschritten ist, dass kaum noch eine Therapieoption besteht. Da
Manfred Flerus 26.07.2024:
Höhn setzt einen Gott voraus, ohne eine Begründung für eine solche Existenz zu geben. Das Bild vom Horizont ist sehr unzureichend und nichts anderes als eine Definition, aber keine Wirklichkeit, sondern zutiefst abhängig von der jeweiligen menschlichen Existenz. Dieser so gedachte Gott hat keine Bedeutung für mein Leben im Hier und Jetzt. Es braucht ihn nicht, jedenfalls nicht, solange ich nicht an die Grenze meiner Existenz – das wäre der Tod – vordringen will. All diese Fragen werden mit einem Mal obsolet, wenn man die Vernunft walten lässt, denn »ohne Vernunft geht es nicht«, und erkennt: Gott existiert nicht! Bestenfalls: Gott geschieht! Wenn man über und von Gott redet, dann sollte zuerst einmal genau gesagt werden, wer, wie oder was dieses Gott überhaupt ist, ob dieses Gott an sich und für sich überhaupt existiert.
Manfred Richter 26.07.2024:
Warum nicht ein Bild von Caspar David Friedrich zu Hans Joachim Höhn abbilden? Von Hamburg über Berlin bis bald Dresden stellt er uns eben dies vor Augen: die Fernbeziehung zu Gott über einen sehnend erahnten, aber prinzipiell unergreifbaren Horizont, der hinter dem oft recht knapp gehaltenen Vordergrund im erd- beziehungsweise meeresbezogenen Bereich und vor dem zumeist weit darüber ausholenden atmosphärischen, himmelsbezogenen Hintergrund in schneidender Schärfe durchgezogen ist – sodass der Betrachter meint, die Augenlider würden einem weggeschnitten (so Heinrich von Kleist) – eine Fernbeziehung, die gleichwohl die zugleich unweigerlich Innerste, Nächste war.