Ausstellung
Es hätte auch anders kommen können
Ausstellung. Die Revolution im Oktober 1989, die zum Fall der Mauer führte, hätte auch scheitern können. Zeitgenossen waren damals erstaunt, dass sie nicht niedergeschlagen wurde. Schließlich war genau das in China erst ein paar Monate zuvor geschehen und von der Führung der DDR gebilligt worden.
Dieses Ereignis und andere 13 markante Einschnitte in der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts erkundet die Ausstellung »Roads not Taken« im Deutschen Historischen Museum. Sie fragt: Was wäre gewesen, wenn ...? Die Ausstellung beginnt mit der geglückten Revolution 1989, geht zeitlich zurück und endet mit der gescheiterten Revolution 1848/49.
Der deutsch-israelische Historiker Dan Diner hat die Ausstellung mitkonzipiert. Er hofft, dass sie hilft, das »Politische der Geschichte« wiederzuentdecken. »Im Nachhinein ist man oft geneigt, das eingetretene Geschehene als zwingend zu erachten. Es habe so kommen müssen, sagen wir dann.« Diner hält es für »hochpolitisch, der Frage nachzugehen, wer wie und warum in einem bestimmten Augenblick so und eben nicht anders gehandelt hat.«
Viel Raum bekommt die Zeit des Nationalsozialismus mit ihren Wendepunkten und verpassten Chancen. Die französische Armee hätte Hitler 1936 stoppen können. Die Deutschen sind nur knapp einer Atombombe entkommen: Die USA hatten einen Abwurf erwogen, doch im Mai 1945 kapitulierte Deutschland. Die Kernwaffenexplosion wurde erst zwei Monate später getestet und die Bomben trafen Japan.
Was, wenn das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 erfolgreich gewesen wäre? Der beendete Krieg hätte viele Deutsche gerettet. Doch die Vernichtung der europäischen Juden wäre dadurch nicht rückgängig gemacht worden. Auf der Wand gegenüber dem Datum steht daher lediglich: Zu spät.
Museum Berlin, bis zum 24.11.2024.
Ein Buch zur Ausstellung erscheint im April
bei C. H. Beck (288Seiten, 25 €)