Filmtipp
Mission gegen den Krieg
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Kino. »Das größte Kriegsverbrechen ist der Krieg selbst«, sagt Ben Ferencz, einst der jüngste Chefankläger in den Nürnberger Prozessen. Ferencz (der im vergangenen Jahr mit 103 Jahren starb) ist der prominenteste Protagonist dieses Dokumentarfilms über den Internationalen Strafgerichtshof ICC in Den Haag, der nach dem Nürnberger Vorbild geschaffen wurde. Der Film macht dessen Mission und die komplexen juristischen Verfahren fassbar. Archivaufnahmen von Ferencz’ Begegnungen mit Luis Moreno Ocampo, von 2003 bis 2013 Chefankläger des ICC, gehören zu den stärksten Eindrücken des Films. Aber auch der Chefankläger Karim Khan kommt zu Wort. In etwas fahrigen Rückblenden lässt der Film die Kriegsverbrechen, die der ICC in seiner 25-jährigen Geschichte juristisch aufzuarbeiten versuchte, Revue passieren. In einer Rahmenhandlung reist der Argentinier Ocampo 2023 nach Europa, um in dem legendären Saal 600 im Nürnberger Justizpalast, in dem die Kriegsverbrecherprozesse 1945 ihren Anfang nahmen, eine Grundsatzrede über die Notwendigkeit der internationalen Strafverfolgung von Angriffskriegen zu halten. Er erinnert sich an die Kärrnerarbeit zwischen Idealismus und Ohnmacht, kommentiert aber auch die aktuellen Anträge für Haftbefehle gegen drei Hamas-Anführer sowie den israelischen Präsidenten Netanjahu. Im ersten ICC-Prozess wurde der kongolesische Diktator Thomas Lubanga wegen der Rekrutierung von Kindersoldaten angeklagt und hinter Gitter gebracht. Doch wie lassen sich Nicht-Mitgliedstaaten, Großmächte wie die USA mit Libyen- und Irakkrieg oder Russland wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine zur Rechenschaft ziehen? Dass es eine übergeordnete Instanz braucht, um Kriegsverbrechen zu ahnden, erscheint moralisch geboten. Von seinem wichtigsten Ziel aber, Kriege zu verhindern, ist das ICC noch weit entfernt.