Buchtipp
Mit Hundeherzen muss man sanft umgehen
Roman. Was bedeutet der Tod eines Hundes für seine Halter? Die japanische Schriftstellerin Hiromi Itō nimmt ihre Leser auf die letzte Reise der Deutschen Schäferhündin Take mit: Das einst lebensfrohe Tier ist lahm, blind und inkontinent geworden. Itōs Roman ist autobiografisch und spiegelt das Leben der Familie der Schriftstellerin wider, die in Südkalifornien beheimatet ist. Itōs Ehemann, dem Künstler Harold Cohen, ist die Hündin erst im Tod wirklich nahe. Die drei Töchter wachsen hingegen auf unterschiedliche Weise mit Take auf und finden mit dem zunehmenden Verfall des Tiers ihren Weg ins Leben. Nicht zuletzt ist Take auch Stellvertreterin für Itōs betagten Vater, der weit weg in Japan lebt. Was die Schriftstellerin gerne für ihn tun würde, tut sie stattdessen für das Tier, um so ihre töchterliche Abwesenheit zu sühnen. Allerdings macht Itō ihren Hund im Unterschied zu anderen Autoren mit ähnlichem Sujet nicht zu einem Menschen. Vielmehr legt sie immer wieder die Grenzen der menschlichen Einfühlung offen. So verschwindet die junge Take während des täglichen Spaziergangs immer wieder im Gebüsch, um Essensreste oder Kot zu fressen. Das stößt Itō buchstäblich auf. Sie lernt auf diese Weise aber, dass ein Hund nie das vollständige Eigentum eines Menschen sein kann. Sein »Hundeherz« (eine im Japanischen ungebräuchliche Wortneuschöpfung) muss von den Haltern geachtet oder beschützt werden. Hiromi Itō ist mit ihrem Buch ein anrührendes Plädoyer dafür gelungen, Haustiere als Gefährten anzunehmen und sie ebenso als Tiere ernst zu nehmen.
Hiromi Ito: Hundeherz.
Matthes & Seitz. 237 Seiten. 20 €