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Pegida erleben: Von der Wut ohne Ziel

Gestern Abend demonstrierten 25.000 Pegida-Anhänger in Dresden für »Pressefreiheit« und gegen »Islamisierung«. Sie trugen Trauerflor für die ermordeten Journalisten der Zeitschrift Charlie Hebdo. Deren Redaktion ließ mitteilen: »Wir sind angewidert.« Den verwirrten Pegidas scheint das jedoch egal zu sein; Logik war noch nie ihr Programm. Nur einen Montag zuvor war ich selbst in Dresden, beobachtete die Demonstranten. Kaum zu fassen, was die selbst ernannten »Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes« aus meiner Heimatstadt gemacht haben ...
von Bettina Röder vom 13.01.2015
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Dresden, Montagabend, 12. Januar 2015: Pegida-Demonstranten tragen Kreuze und Trauerfahnen mit den Namen der ermordeten Mitarbeiter der französischen Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo. Deren Redaktion ließ mitteilen, dass sie gar nicht dankbar ist: "Wir sind angewidert." Pegida solle sich beeilen "zu verschwinden". Das würde Bettina Röder (rechts), Publik-Forum-Redakteurin, den Pegidas, die ihre Heimatstadt Dresden jeden Montagabend okkupieren, am liebsten auch sagen. (Fotos: pa/dpa/Arno Burgi; privat)
Dresden, Montagabend, 12. Januar 2015: Pegida-Demonstranten tragen Kreuze und Trauerfahnen mit den Namen der ermordeten Mitarbeiter der französischen Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo. Deren Redaktion ließ mitteilen, dass sie gar nicht dankbar ist: "Wir sind angewidert." Pegida solle sich beeilen "zu verschwinden". Das würde Bettina Röder (rechts), Publik-Forum-Redakteurin, den Pegidas, die ihre Heimatstadt Dresden jeden Montagabend okkupieren, am liebsten auch sagen. (Fotos: pa/dpa/Arno Burgi; privat)
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Es ist dunkel in Dresden. Auch die berühmte Semperoper hat das Licht ausgemacht. Eiskalter Nieselregen lässt frösteln. In der Nähe des Polizeireviers der Elbestadt – dort wollen die Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (Pegida) demonstrieren – steigt eine Familie aus einem kleinen Wagen. Sie sind wie viele aus der Umgebung angereist. Der Junge hält ein Plakat der Friedensbewegung hoch: die weiße Taube auf blauem Grund. Die Erwachsenen rauchen. Ein Mann mit grauen langen Haaren unter dem Piratentuch in schwarzer Lederkluft gesellt sich zu ihnen. »Ich lasse mir von der Regierung nichts mehr sagen«, sagt eine ältere Frau, die am Arm ihres Mannes zur Demonstration strebt. »Von den Amerikanern erst recht nicht, di

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Gerhard Loettel 13.01.2015, 22:13 Uhr:
Wo finden sich nun in diesem Meinungswirrwar noch Kräfte, die kulturell, sozial und international integrierend wirken? Müssen wir nicht befürchten, dass das, was sich hier in Europa nun so anbahnt und verwirrt zum Modellfall der internationalen Verwicklungen und weiterer kriegerischer Auseinandersetzungen wird? Wer hilft hier nun mit friedfertigem gesundem Menschenverstand hier heraus und hat die Macht und den Einfluss beruhigend, analysierend und therapierend auf die Bevölkerung Europas und Deutschlands einzuwirken?

Gerhard Loettel 13.01.2015, 22:12 Uhr:
Da sind die „nun –gerade-erst-recht“- Vertreter, die unbesehen von den womöglichen Folgen weiter ÖL ins Feuer gießen wollen mit noch mehr verunglimpfenden und bloßstellenden Satirezeichnungen und Parolen und sie nehmen sowohl die hasserfüllten brutalen Antworten von Dschihadkriegern und ihre evtl. neuen terroristischen Angriffen scheinbar in Kauf, als auch die Beleidigung und Demütigung von gutgesinnten Moslems, die eigentlich zu unserer freiheitlich-rechtlichen Grundordnung stehen. Und gibt es eigentlich besonnene Bürger, Satiriker und Politiker, die abwägen, inwieweit man das Recht auf freie Meinungsäußerung tolerieren muss, indem man aber den Spielraum abschätzt, wann solche Freiheit dermaßen provokant ist, dass sie den Terrorismus noch fördert? Wann sind Satirezeichnungen aufhellend, konstruktiv aufklärend und geben Modelle zur Lösung des Konfliktes ab, und wo sind sie nur Ventil der eignen Wut und haben lediglich zum Ziel, zu verletzen.

Gerhard Loettel 13.01.2015, 22:11 Uhr:
Und anderseits die mit der Angst, Pegida könnte recht haben und wir müssen eine Überfremdung fürchten, ja schlimmer noch eine Art islamistische Diktatur. Und sie beklagen, dass die Politik, die Justiz und die Polizei ihnen nicht genügend zur Hilfe ist. Menschen aus dem Osten haben da vermutlich nach zwei Diktaturen besondere Ängste. Andererseits sind da die Gegendemonstranten gegen Pegida, die das Menschenrecht auf Asyl und auch die Zuwanderung gewahrt wissen möchten und eine Chance und Bereicherung unserer kulturellen Vielfalt erwarten. (Gegen die sterile Monokultur abendländischer Selbstgenügsamkeit und kriegerischem Behauptungspotential. Selbst sind sie aber bereit, aggressiv gegen die Pegidas vorzugehen. Dann sind da die, die auf Versöhnung mit den Pegidaleuten und mit den Moslems aus sind und sie stellen sich gegen die Gegendemonstranten. Paris hat dieses konfuse Meinungsallerlei noch aufgemischt und verunsichert bzw. aggressiviert.

Gerhard Loettel 13.01.2015, 22:08 Uhr:
Wenn man die Röder-Reportage und die Mediennachrichtenliest und hört, dann kommt man zu dem Schluss, dass wir uns in einer verdammt polarisierten sozialen Position befinden. Die Meinungen Ängste, die Wut und die Aussichtslosigkeiten sind so differenziert und abgrundtief verworren, dass man da nicht mehr durchzusehen meint. Wer entwirrt uns dieses Gefühlsknäuel, das sich z.Zt. in Deutschland abspielt?
Da sind einmal die echten Pegidas, die zu ihrem Namen, ihrem Programm auf Transparenten und durch gebrüllte Parolen stehen und dann wieder die Pegidas, die sich im Positionspapier scheinbar für Flüchtlingspolitik und für Zuwanderer offen zeigen. Dann sind es Mitläufer bei den Pegida-demonstrationen, die gekennzeichnet sind von Wut gegen die Haltung von Parteien und den Medien und sich veralbert vorkommen, was man ihnen offiziell erzählt und mit ihnen vornimmt (Prekariat u.ä.).

Carl Wilhelm Macke 13.01.2015:
Der Beitrag von Bettina Röder scheint mir ein gutes Bild von den 'Pegida-Demos' in Dresden zu vermitteln. Viele der dort geschilderten Phänomene sind mir wie der Autorin wohl selbst, kaum verständlich. Wie kann man heute zu Beispiel noch so inbrünstig vom 'Volk' reden oder vom 'Abendland' das zu retten ist?!
Besonders schwer erträglich ist für einen Journalisten natürlich auch das Gegröhle von der 'Lügenpresse' verbunden mit gleichzeitigen Sympathiebekundungen für Putin. Dazu fällt einem nichts mehr ein, aber diese Sprachlosigkeit ist natürlich auch einer der Gründe für dieses zu beobachtende ( und zu fühlende ) vollkommene Auseinanderdriften verschiedener Kulturen und sozialer 'Klassen' in Deutschland. Die politischen Karten werden derzeit in diesem Land neu gemischt und zu befürcten ist, daß sie für die demokratische Entwicklung dieser Republik sehr schlecht gemischt werden...

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