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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 1/2024
Der Inhalt:
Leben & Kultur

Pro und Contra
Fahrtests für Menschen ab 70 Jahren?

In Ländern wie Italien, Spanien oder Dänemark sind regelmäßige Prüfungen der Fahrtauglichkeit für ältere Menschen gesetzlich vorgeschrieben. Auch in Deutschland wird immer wieder darüber diskutiert. Wäre das überhaupt sinnvoll? Diskutieren Sie mit bei unserem Pro & Contra.
vom 01.01.2024
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Älter aber sicher auf der Straße, sollte es dafür Tests geben? (Illustration: istockphoto / pijama61)
Älter aber sicher auf der Straße, sollte es dafür Tests geben? (Illustration: istockphoto / pijama61)

Kai Aulich: Ja!

Wenn ältere Menschen an Unfällen beteiligt sind, sind sie häufiger Hauptschuldige. Der Staat muss endlich die möglichen Gründe und Ursachen in den Blick nehmen. Älter werdende Menschen sollten mit der Entscheidung, ob sie noch fahrtauglich sind, nicht alleingelassen werden.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 01/2024 vom 12.01.2024, Seite 8
Die Vergessenen
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Im Flüchtlingslager auf Lesbos zeigt sich das harte Herz Europas

Gerade im ländlichen Raum sind ältere Menschen auf das Auto angewiesen. Ohne Kontrolle der Fahrtauglichkeit bliebe nur, sie trotz ihrer Einschränkungen weiterfahren zu lassen. Dabei wären viele Seniorinnen und Senioren wahrscheinlich erleichtert, wenn sie an dieser Stelle Unterstützung und Hilfe bekämen. Viele Ältere fühlen sich ängstlich oder unsicher beim Autofahren, sind aber gezwungen, weiterzufahren, da es kaum Alternativen oder Beratung gibt. Eine Fahrtauglichkeitsreform wäre insofern wichtig, um einen Prozess anzutreten, der mehr Aufmerksamkeit auf die Probleme und Schwierigkeiten älterer Menschen lenkt.

Wir leben in einer überalterten Gesellschaft. Ein großer Teil der Bevölkerung wäre also von dem Problem der fehlenden Fahrtauglichkeit betroffen. Und er wird weiter wachsen.

Das Alter ist ganz allgemein verbunden mit dem Verlust von Fähigkeiten – unabhängig davon, ob man von einer Erkrankung betroffen ist. Viele Dinge werden schwieriger, der Lebensradius wird eingeschränkt. Gleichzeitig entwickelt sich der Straßenverkehr weiter und wird komplexer, sodass mehr Anforderungen an den Autofahrer gestellt werden. Allein die Einführung des E-Autos, das sich fast lautlos durch den Straßenverkehr bewegt, fordert viel mehr Aufmerksamkeit und Konzentration vom Verkehrsteilnehmer. Hinzu kommt, dass Menschen ab 70 mit höherer Wahrscheinlichkeit eine verzögerte Reaktionszeit haben als jüngere. Deshalb ist es sinnvoll, regelmäßige Kontrollen durchzuführen. Schließlich sind Sehtests für Fahranfänger, die ihren Führerschein machen wollen, Pflicht, obwohl es bei jungen Menschen viel unwahrscheinlicher ist, dass sie eine einschränkende Erkrankung haben. Ein Hörtest wäre auch sinnvoll, ist aber bisher freiwillig.

Um mehr Sicherheit im Straßenverkehr zu erreichen, könnte man gestaffelt vorgehen: Zunächst werden das Hör- und Sehvermögen geprüft, da sie fürs Autofahren besonders essenziell sind. In einem zweiten Schritt werden Fahrsicherheitstrainings zunächst auf freiwilliger Basis angeboten, später dann verpflichtend angeordnet und schließlich folgen allgemeine medizinische Untersuchungen. Insgesamt ergibt sich so ein begleitender Korridor, damit die Befähigung, ein Auto zu fahren, überprüft werden kann.

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Jürgen Lenders: Nein!

Mobilität bedeutet Austausch, Begegnung und Lebensfreude. Doch wo Menschen unterwegs sind, passieren Unfälle, entsteht Leid. Beim Thema Verkehrssicherheit gilt es zwei Dinge zu maximieren und demütig abzuwägen: Mobilität und Sicherheit. Im Falle der verpflichtenden Kontrollen für Seniorinnen und Senioren bin ich der Meinung, dass diese unverhältnismäßig und pauschal sind. Nicht das Alter, sondern Gesundheit, körperliche Verfassung, Voraussicht und Augenmaß sind wesentliche Faktoren für Fahrtauglichkeit.

Seniorinnen und Senioren spielen in der Unfallstatistik als Unfallverursacher eine geringere Rolle, als suggeriert wird. Seit 1980 ist das Risiko für Seniorinnen und Senioren, mit dem Pkw zu verunglücken, um fast sechs Prozent gesunken. Zwar tragen Seniorinnen und Senioren im Vergleich zu anderen Altersgruppen die Hauptschuld bei Unfällen. Allerdings sind sie damit beinahe gleichauf mit der Gruppe junger Menschen bis 24. Insgesamt sind Seniorinnen und Senioren deutlich seltener an Unfällen beteiligt als andere Altersgruppen. Pauschale Zwangsmaßnahmen für ältere Menschen sind daher unverhältnismäßig.

Ältere Fahrerinnen und Fahrer zeichnen sich vielfach durch Voraussicht und Augenmaß aus. Seh- oder Reaktionsvermögen nehmen mit steigendem Alter ab. Gleichwohl passen Seniorinnen und Senioren ihr Fahrverhalten an und fahren nicht bei Dunkelheit oder lange und ungewohnte Strecken. Sie zeigen also meist eine gesunde Selbsteinschätzung.

Wesentlich ist nicht das Alter, sondern Gesundheit und körperliche Verfassung. Krankheiten, Medikamente oder sonstige Einschränkungen der Fahreignung wirken sich negativ auf die Verkehrssicherheit aus. Gibt es Zweifel an körperlicher oder geistiger Eignung, können Behörden bereits nach geltender Rechtslage ärztliche Gutachten anfordern, um die Fahrbefähigung festzustellen und gegebenenfalls die Fahrerlaubnis zu entziehen. Das gilt für alle Altersgruppen. Es ist nicht zielführend, Maßnahmen ab einem bestimmten Alter festzulegen.

Pauschale Fahrtauglichkeitsuntersuchungen erhöhen nicht per se die Sicherheit. In Deutschland starben 2020 im Vergleich 49 Senioren je eine Million Einwohner, im europäischen Vergleich Platz sieben. In Italien sterben 55 Senioren je eine Million Einwohner – und das, obwohl dort Seniorinnen und Senioren ihren Führerschein regelmäßig verlängern und sich einem medizinischen Check unterziehen müssen. Es ist also nicht nur fraglich, ob regelmäßige Gesundheitskontrollen verhältnismäßig sind, sondern auch, ob sie überhaupt Wirkung zeigen würden.

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Personalaudioinformationstext:   Kai Aulich ist Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie und leitet als Oberarzt die gerontopsychiatrische Station im Helios Hanseklinikum Stralsund.

Jürgen Lenders ist FDP-Politiker und Mitglied des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestags.
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Fahrtests für Menschen ab 70 Jahren?

In Ländern wie Italien, Spanien oder Dänemark sind regelmäßige Prüfungen der Fahrtauglichkeit für ältere Menschen gesetzlich vorgeschrieben. Auch in Deutschland wird immer wieder darüber diskutiert. Wäre das überhaupt sinnvoll? Diskutieren Sie mit bei unserem Pro & Contra.
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Birgit Ehrmann 09.02.2024:
Nein, das ist eine Alibiaktion. Welche Autofahrergruppe verursacht denn die meisten Unfälle? Die Alten jedenfalls nicht! Die Älteren brauchen ihre Autos für Einkäufe, Besuche und Veranstaltungen, besonders auf dem Land. Vielleicht fahren sie manchmal etwas langsamer. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen würde viele Unfälle verhindern und den CO2-Ausstoß verringern. Viel mehr Gedanken mache ich mir um alte Menschen, die in engen Straßen noch Fahrrad fahren, ohne Fahrradwege.

Heike Ostermann 09.02.2024:
Ein klares Ja! Mein 93-jähriger Schwiegervater fuhr bis zuletzt noch flott auf der Autobahn. Er konnte kaum noch über den Lenker schauen und brachte regelmäßig Kratzer und Beulen am Auto mit. Schuld waren anscheinend immer die anderen. Unsere Kinder haben wir schon lange nicht mehr mit ihm fahren lassen. Wenn wir ihn baten, doch bitte nicht mehr zu fahren, schimpfte er. Ich rief die örtliche Polizei an und bekam die Info, sie könnten nichts machen, das sei Sache der Politik. Wie sehr hätte uns hier eine klare Regelung geholfen. Wir haben früher in Südafrika gelebt, da gab es regelmäßige Tests für alle. Was ist das Problem hier?

Peter Pomm 09.02.2024:
Ich (84 Jahre alt) bin für Nein! Ein Hörtest bei Alten ist Unsinn. Wer hat denn heute keine Ohren mehr für den Straßenverkehr? Die »Jugend bis 65« – Innen- und Außenohrkopfhörer in Lautstärke zum Abheben! Blind und taub, gebannt aufs Handy starrend, im Auto fahrend, über die Straße schlurfend schleichen …

Inge Gühne 09.02.2024:
Diese Umfrage passt nicht in die kritisch, christlich, unabhängige Zeitschrift Publik-Forum. Für das Thema »Verhalten im Straßenverkehr« sind andere Publikationen, zum Beispiel des ADAC zuständig. Das Angebot zum freiwilligen, kostenlosen Fahrtauglichkeitstest (nicht nur Seh- und Hörtest!) würde ich – 80 Jahre alt – gern wahrnehmen.

Josef Spindler 09.02.2024:
Ich bin 78 Jahre alt und habe mit Ja gestimmt – unter der Voraussetzung, dass es sich um ein verpflichtendes Sicherheitstraining handelt. Dabei kann jeder feststellen, ob er geeignet ist, bei Geschwindigkeiten um die 140 Stundenkilometer im Gefahrenfall rechtzeitig zu bremsen und beim Rückwärtsparken das hinter ihm stehende Auto nicht zu beschädigen. Ich glaube, viele Ältere würden dieses Angebot annehmen und ihre Schlüsse daraus ziehen.

Birgit Ehrmann 28.01.2024, 15:36 Uhr:
Nein, ist eine Alibiaktion. Welche Autofahrergruppe macht denn die meisten Unfälle.(Sonst gibt es immer Untersuchungen). Die Alten jedenfalls nicht! Die Älteren brauchen ihre Autos für Einkäufe, Besuche und Veranstaltungen, besonders auf dem Land. Vielleicht fahren sie manchmal etwas langsamer.
Im Verkehr wäre Thema Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen, würde Unfälle verringern und CO2. Stärkeres Besteuern von SUV, die viel Platz auf Straßen einnehmen und hohen CO2 Ausstoß haben.
Viel mehr Gedanken mache ich mir um alte Menschen, die in diesen engen Straßen noch Fahrrad fahren, ohne Fahrradwege.

Heike Ostermann  20.01.2024, 07:35 Uhr:
Ein klares ja! Meine 88-jährige Mutter, die in einem kleinen Dorf wohnt, hat vor 2 Jahren ihr Auto abgeschafft und steht jetzt alleine vor der Problematik schlechter Mobilität. Mein 93-jähriger Schwiegervater fuhr bis zuletzt noch flott auf der Autobahn. Er konnte kaum noch über den Lenker schauen und brachte regelmäßig Kratzer und Beulen am Auto mit. Schuld waren anscheinend immer irgendwelche anderen, er könnte sich an nichts erinnern. Unsere Kinder haben wir schon lange nicht mehr mit ihm fahren lassen. Wenn wir das Thema ansprachen, doch bitte nicht mehr zu fahren, schimpfte er. Ich rief die örtliche Polizei an und bekam die Info, sie könnten nichts machen, das sei Sache der Politik. Wie sehr hätte uns hier eine klare Regelung geholfen. Wir haben übrigens früher in Südafrika gelebt, da gab es regelmäßige Tests für alle. Was ist das Problem hier?

Peter Pomm. 15.01.2024, 19:26 Uhr:
Ich bin für NEIN! (Alter 84) - Hörtest bei Alten, so ein Unsinn, schauen Sie sich doch mal um, wer heute keine Ohren mehr für den Straßenverkehr hat: die "Jugend bis 65" - Innen- und Außenohrkopfhörer in Lautstärke zum Abheben! Blind und taub gebannt aufs Handy starrend, im Auto fahrend, über die Straße schlürfend schleichen ... -
Alles Quatsch, dummes Dahergerede: "Viele Ältere ...!" Wieviele? Es fehlt eine ordentliche, aussagekräftige und unabhängige Untersuchung, die z.B. alle an Verkehrsunfällen auch beteiligten, alten, Führerschein-freien Personen, aus der Statistik heraushält. Was beabsichtigen die Testfanatiker mit den "vielen Alten" zu tun, die zwar (noch) eine Fahrerlaubnis haben, diese aber gar nicht mehr nutzen? Die dürfen bei dann "amtl. fesgestellter Auffälligkeit" nicht mehr auf die Straße ... nur noch vor der Röhre hocken? Jetzt spinnen wir alle - es gibt Wichtigeres fürs Volk zu tun!

Inge Gühne 15.01.2024, 18:30 Uhr:
Vorbemerkung: Diese Umfrage passt nicht in die kritisch.christlich. unabhängige Zeitschrift Publik Forum. Für das Thema: "Verhalten im Straßenverkehr" sind andere Publikationen z.B. ADAC zuständig.
Zur Umfrage: Laut Statistik liegt das Maximum der Verletzten oder Getöteten bei der Altersgruppe der 25-35-jährigen Männer: 35.600 in 2022!! Den Seniorinnen und Senioren wird eine unterproportionale Unfallbeteiligung bestätigt.
Das Angebot zum freiwilligen, kostenlosen Fahrtauglichkeitstest (nicht nur Seh- und Hörtest!!) würde ich - 80 Jahre alt - gern wahrnehmen.

Hildegard Nikodem  15.01.2024, 17:31 Uhr:
....nicht alle Menschen ab 70 sind gleich fit!!

Henning Kaufmann 14.01.2024, 18:07 Uhr:
Ich bin für die verpflichtende Kontrolle und die anschließende Beratung. Die Angst vieler AutofahrerInnens vor einem damit verbundenen Verlust des Führerscheins ist verständlich. Wenn die Kontrolle aber unabhängig ist und dem Staat nicht gemeldet wird, vertraue ich auf das Verantwortungs-bewusstsein der Senioren (zu denen ich gehöre!).
H.Kaufmann

Josef Spindler 11.01.2024, 11:19 Uhr:
Hallo,Vorausgeschickt Ich bin 78 Jahre alt und habe mit ja gestimmt,unter der Voraussetzung, das es sich um ein verpflichtendes Sicherheitstraining, ähnlich dem Sicherheitstraining des ADAC ,Hier kann jeder Feststellen ob er geeignet ist bei Geschwindigkeiten um 140km/h im Gefahrenfall rechtzeitig zu bremsen und beim Rückwärtsparken das hinter ihm stehende Auto nicht zu beschädigen.Dabei gibt es noch einen gravierenden Unterschied zwischen Stadt und Land. Um dem immer stärker werdenden Verkehr und den ständig wechselnden Verkehrsverhältnissen (Baustellen Umleitungen Dunkelheit und nasse Strassen)erfordert hohe Konzentration und ich glaube viele Ältere würden dieses Angebot(ohne Verpflichtungen)annehmen und Ihre Schlüsse daraus ziehen.

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