Der gute Hirte ist da!
Seit vielen Jahren bin ich mehrmals im Jahr unterwegs, um in verschiedenen christlichen Gästehäusern Bibelwochen zu halten und seelsorgerliche Dienste zu leisten. So wäre es auch in den ersten Monaten dieses Jahres gewesen. Dass Corona die betreffenden Häuser zwang, ihre Gäste auszuladen, ihre Mitarbeiter in Kurzzeitarbeit zu schicken und ihre Türen zu schließen, machte unsere Pläne natürlich zunichte; denn auch wir mussten ausgeladen werden.
Wir, das sind meine Frau Ulla und ich, und uns beiden wurde der Verzicht auf diese geliebte Tätigkeit beinahe zur Anfechtung. Warum musste Corona kommen, und wozu soll diese Zeit dienen? Diese Fragen treiben uns um und immer wieder ins Gebet. Untätig sind wir deshalb allerdings nicht, sind wir doch per WhatsApp und Telefon mit vielen Menschen verbunden und im Gespräch. Dazu ist die eigene Gemeinde geblieben, in der wir unseren jeweiligen Aufgaben unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln gerne nachkommen. Meine Aufgabe ist unter anderem die der Leitung und der Predigt in der »Stunde«, zu der sich die Schar der Gemeinschaftsleute wegen des geschlossenen Hauses in einer Telefonkonferenz zusammenfindet.
Das ist schon merkwürdig und sehr gewöhnungsbedürftig! Besonders für mich, der ich üblicherweise an einem Pult stehe, Menschen und ihre Gesichter vor mir sehe und durch die Raumgestaltung Gottesdienst-Atmosphäre spüre. Jetzt muss ich am Tisch sitzen und dabei in ein Telefonmikrofon sprechen. Ein Echo kommt bei mir nicht an; es sei denn das von meiner Frau, die mit mir am Tisch sitzt. Mein Telefonlautsprecher bleibt während der Rede aus technischen Gründen ausgeschaltet. Um für mich selbst wenigstens einen Hauch von Gottesdienst-Atmosphäre zu schaffen, habe ich den Wohnzimmertisch ein wenig altarmäßig gestaltet.
Am Karfreitag zum Beispiel stand neben einer brennenden Kerze zum Text aus Johannes 3, 14 ff. – »Wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, muss des Menschen Sohn erhöht werden …« – vor mir ein Tisch-Kruzifix mit einer darüberhängenden Schlange, die ich vor Jahren aus der Spielzeugkiste unserer Kinder gerettet hatte. Am zweiten Sonntag nach Ostern, am Sonntag des guten Hirten, saß neben der Osterkerze, ausgestattet mit einem Corona-Halstuch, mein »Predigtschaf«, das mir eine Freizeit-Mitarbeiterin einmal geschenkt hat. So ließ es sich leicht über mein Thema nach 1. Petrus 2, 25 sprechen: »Der gute Hirte ist da!« – Welch eine frohe und hoffnungsvolle Botschaft in einer Zeit, in der die geistliche Herde nicht zusammenkommen darf. Gut, dass es so ist und auch so bleibt: »Der gute Hirte ist da!« –
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Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Erzählprojektes von Publik-Forum »Die Liebe in Zeiten von Corona«. Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein zu unserem Erzählprojekt: Bitte schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, Nöte, Ängste und Ihre Zuversicht in Zeiten von Corona.