Wir brauchen Gotteslästerung!
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Wer »Je suis Charlie« ernst nimmt und nicht nur als vorübergehende politische Laune versteht, kann nicht darauf verzichten, die Bedeutung dieser Parole zu klären. Noch ist es zu früh zu sagen, ob allen protestierenden Franzosen der tiefere Sinn ihres Bekenntnisses tatsächlich bewusst ist. Es waren Christen, Atheisten, Muslime, Buddhisten, Linke und Rechte auf den Demos dabei. Alle hatten ihr eigenes, persönliches Motiv zu sagen: »Je suis Charlie.« Aber sie haben immerhin doch dieses gemeinsame Bekenntnis gewagt. Es ist Ausdruck einer Art Identifizierung mit Charlie Hebdo.
Seit den friedlichen Demonstrationen vom 11. Januar ist alles andere als Friede eingekehrt in den Beziehungen zwischen einem demokratischen Europa mit seiner Pressefreiheit und den autoritär regie
Diego 26.01.2015:
Ich stimme Hr. Modehn rundum zu!
Nur ein Islam, der sich zur Meinungsfreiheit bekennt, gehört zu Deutschland.
Georg Lechner 24.01.2015, 08:48 Uhr:
Gotteslästerung durch Satire oder Karikatur gibt es nicht, sondern nur durch das Sakrileg der Sakrilege - nämlich Theokratien - und die Vorstufen dazu in Form der Verstöße gegen das Verbot der missbräuchlichen Verwendung des Gottesbegriffs.
Jonas 20.01.2015:
@"Für Christen wie für Juden und Muslime könnte doch die gemeinsame Erkenntnis gelten: Unser jeweiliger Gott"
Gott, Elohim, und Allah? Oder auf gut Deutsch, Gott, Gott, und Gott?
@"Wer sich zu Charlie Hebdo bekennt, bekennt sich aber auch zur Möglichkeit, höchstselbst bis an die Grenze der Gotteslästerung Religionskritik zu üben. [...] Auch Christen können häufig nicht mit Humor auf ihre eigenen religiösen Praktiken schauen."
Bis an die Grenze oder darüber hinaus? Ist Lästerung eine (wünschenswerte??) Form von Kritik? Sind religiöse Praktiken/Traditionen/Gesetze auf der einen und Konzepte/Glaubensinhalte auf der anderen Seite auf dem gleichen Level?
@"Gott als Gott kann nicht sprechen. Alle heiligen Bücher sind Menschenwerk!"
Mit dieser Forderung verschaffen Sie sich jedenfalls in der islamischen Welt kein Gehör, von den paar Superliberalen (wie Resa Aslan) mal abgesehen. Die haben ihren Artikel aber schon vorweggenommen, die brauchen sie nicht mehr zu erreichen.
Jonas 20.01.2015:
@Man macht es den demokratisch-rechtlich gesinnten Moslems schwer, in der islamischen Welt Gehör zu finden.
Wobei es leider in der sog. islamischen Welt auch ohne die Zuhilfe Dritter sehr schwer für denkende Menschen ist, sich Gehör zu verschaffen. Leider ist das Bildungssystem z.B. so ausgelegt, dass die "Dummen" Rechtsgelehrte werden, und es fliesst viel schwarzes Geld in die religiöse Prägung, und enstprechend ist das Ergebnis. Eigenes Denken wird bekämpft und angefeindet, insbesondere aus dem Freundeskreis und der Familie. Nachplappern ist die Devise. Den Koran lesen einmal im Jahr, darüber nachdenken was man da gelesen hat immer nein. Insbesondere wenn es etablierten Denkschulen oder Traditionen wiederspricht.
Das wird natürlich durch das kräftige Schüren nicht besser, insbesondere wenn nicht die Probleme angegriffen werden, sondern der von vielen höchstgeschätzte Prophet. Wobei die Höherschätzung dem Koran zwar widerspricht (2:136), aber es ist eben Tradition...
Jonas 20.01.2015:
@ Herrn Loettel
> Im Islam gilt der Glaubenssatz, Allah und den Propheten nicht abzubilden.
Ja und nein. Es ist eher eine Tradition die Propheten nicht abzubilden, während das Abbildungs"verbot" Gottes zum einen auf der Unnachahmlichkeit (wie kann man etwas in dieser Welt darstellen, was nicht von dieser Welt ist?) und zum anderen natürlich auf dem Götzenverbot basiert. Im Iran wurde Beispielsweise während der (islamischen) Mogulherrschaft Muhammad auch dargestellt. Inzwischen hat man sich dort auch wieder davon abgewandt.
Die Empörung, die durch die Zeichnungen bei der breiten islamischen Bevölkerung hervorgerufen wurde, war wahrscheinlich weniger wegen versöhnlicher Zeichnungen wie dieser, sondern wegen solcher, in denen Mohammed nackt von hinten gezeigt wird, seinen Anus nur durch einen Stern verdeckt, mit der Unterschrift: "Mohammed: Ein neuer Stern/Star ist geboren".
Das rechtfertigt keine Gewalt, erklärt aber doch irgendwo das Missempfinden.
Egbert Schirneck 19.01.2015:
"... Das spürten doch die Leserinnen und Leser, als sie am 14. Januar, eine Woche nach dem Mord, Schlange standen, um nur unbedingt das neueste Heft von »Charlie« noch zu erhalten. Die Auflage lag bei sieben Millionen Exemplaren." Aha, da haben wir also sieben Millionen, dazu noch die ungezählten, welche die Zeitung kaufen wollten und sie nicht bekamen (z.B. 50 Willige auf 2 Exemplare) und einen, welcher zu wissen behauptet, was diese alle spürten. Für mich erübrigt sich leider damit eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem Beitrag, wo sollte ich da anfangen? Schade! Ich kann nur hoffen, daß ich in Publik-Forum auch noch anderes dazu zu lesen bekomme.
Gerhard Loettel 19.01.2015, 14:41 Uhr:
Satire sollte die treffen, die man meint (Terroristen). Doch Terroristen bekehren sich nicht durch Satire. Sie rächen sich blutig. Satirezeichner dürfen dieses Risiko für sich selbst tragen, aber für das ganze Volk riskieren? Welche Verantwortung fühlt die Presse für das Ganze? Im Islam gilt der Glaubenssatz, Allah und den Propheten nicht abzubilden. Man macht es den demokratisch-rechtlich gesinnten Moslems schwer, in der islamischen Welt Gehör zu finden. Terroristen haben Anlass zu inhumanen Reaktionen – gegen Unschuldige nennen wir das euphemisierend „Kollateralschäden“. „Lassen wir den religiösen Eifer! Planen wir gemeinsame Veranstaltungen zur „Entwicklung der Menschlichkeit“, positive religiöse Empfindungen werden ausgetauscht. "Wir können nicht leben ohne Gott als erreichte und zugleich programmierte Summe der tiefsten menschlichen Erfahrungen und Sehnsüchte" (M. Machovec), als Grundarznei zum Wachsen größerer Menschlichkeit in unseren Gesellschaften. G.Loettel
Birgit Heitmann 19.01.2015:
Scheinheiligkeit, Doppelmoral, Gottesgläubigkeit aller Menschen, die sich durch Billigfleischkonsum an den grausamsten Tierquälereien beteiligen, sollten endlich mal öffentlich diskutiert werden. Bewußtseinsbildung und -änderung durch unabhängiges freies Nachdenken und Hinterfragen unseres Tuns im Sinne von Moral + Ethik. Das würde zur menschlichen Weiterentwicklung entschieden beitragen. Denn bisher findet nur eine technische Weiterentwicklung statt.